Wednesday, July 26, 2006

Von der Nutzlosigkeit des Bloggens...

Es kam wie die Cholera und dann blieb's einfach im Netz hängen, so richtig hat es keiner bemerkt und dann doch jeder realisiert. Grob geschätzt 11 Milliarden Blogs mit den unterschiedlichsten Themeninhalten, von weltumstülpend revolutionären Denkansätzen bis zur akribischen Beschreibung von Farbe und Konsistenz des eigenen Stuhls. Die Frage aller Fragen stellt mal wieder niemand, nämlich: Braucht das ein Mensch!? Die Antwort wäre ein schmetterndes "NEIN, weils kein Schwein auch nur im Ansatz interessieren sollte!"
Wie es aber, herrliche Spezies Mensch, nun mal so oft mit sinnbefreiten Dingen ist, interessiert und begeistert es am Ende dann doch. Karobehemdete Maschinenbaustudenten mit der lyrischen Verve einer unbehandelten Spanplatte setzen ganze Manifeste kultivierter Langeweile ins Netz und werden beklatscht, von weiteren schlecht gekleideten Spaßbremsen jedweder Couleur. Irgendwann strandete ich im Blog eines Einzelhandelskaufmanns, Geschäftsführer einer Edeka-Filiale irgendwo in Deutschland. Der verbrachte jede Pause die sein Job ihm ließ damit, in seinem Büro Anekdoten des vergangenen Tages zusammen zu tragen. Das die nicht vor haarsträubender Action strotzten ist durch die Grundvoraussetzungen gegeben, schließlich dealt die Edeka-Gruppe weder mit Crack (jedenfalls nicht in der Auslage), noch bieten die Räumlichkeiten dort ansprechendes Ambiente für Mafia-Tagungen oder ähnliches. Ergo musste sich jener Blogger damit abfinden, nur stumpfe Alltäglichkeiten aus der Welt zwischen den Regalen festzuhalten. Abfinden ist hier wohl das falsche Wort, schließlich echauffierte er sich über nörgelnde Rentner, Ketchupflaschen-vom-Regal-werfende Blagen und orientierungslose Hausfrauen mit solcher Inbrunst, dass man die Vermutung haben musste, dass jeder von denen, zusätzlich zu ihren gottgegebenen Unzulänglichkeiten, noch mindestens fünf Robbenbabys zwischen den Gurkenregalen geschächtet haben musste, um sich dann mit deren Blut den ganzen Körper mit Hakenkreuzen zu bemalen. Dem war nicht so und wenn doch, dann erachtete er das für so unwichtig, dass er kein Wort darüber verlor. Sein Werk war die mannigfaltigste Kollektion an spießbürgerlichen Kleinkrämereien, die man sich mit halbwegs gesundem Hirn vorstellen kann. Der wortgewordene Stock im Arsch, Wasser auf die Mühlen der Unnötigkeit. Das Schöne wäre, wenn das das Schlimme gewesen wäre. Das war es nicht. Wirklich brechreizend waren seine Fans, Blog-Groupies die mit Bestürzung auf jede Kundenbeschwerde, mit Hass auf jeden falsch abgewogenen Staudensellerie und mit Jubelchören auf jeden seltenen Glücksmoment ihres Idols reagierten. Fast bemüht Amnesty International zu alarmieren um diesen armen Mann aus seiner voll klimatisierten Hölle zu befreien. Das war einer von ihnen, einer aus dem Volk. Einer der genau so gern seine Winzprobleme zur Unerträglichkeit aufbauschte um sie dann, mit möglichst klagevollem Ton, unter die Menschen zu tragen. Beifall für Abfall, ein weiteres menscheneigenes Phänomen. Schon mal eine Horde Affen gesehen, die einem ihrer Artgenossen beim Kacken zu-applaudieren um dann das Häufchen in einen goldenen Rahmen zu verbringen und der Reihe nach noch eine nette Widmung darunter zu schreiben? Nein, denn die sind vernünftig genug!
So seh ich das...
Und wo wird's veröffentlicht?
In meinem Blog...
Na Glückwunsch!

Alle reden übers Wetter...

...und keiner macht was dran. Frische Shirts gewinnen Lumpencharakter, nach 5 Minuten vor der Haustür. Vor der Beckerich-Mineralquelle knien Leute und beten, dass Aldi den Sprudelengpass überwindet. In L.A. gibts ein Klimaanlagenverbot, weil die Bevölkerung ihr trautes Heim auf 15°C runterkühlt um dann zu unterkühlen und spätestens beim Tritt auf die Straße wie die Fliegen umzukippen, tot zu sein. Armes Volk, nichts gelernt. Soll sich noch mal einer über das Beschweren beschweren. Klar haben wir ein Abo aufs Kackwetter, klar gibts hier Winterdepression, mitten im Mai. Aber ist das nicht zu viel des Guten? Schwitzehitze, Dickenschmelzwetter, die Sonne ist ein gelbes Arschloch. Mittendrin hock ich, die Schweißperlen lässig und mit Schwung vom Haar drapiert, im Sekundentakt. Ich mag nimmer. Ich zieh den Polarkreis und bau mir ein Haus rein, ein Komfortiglu. Und wenn mir noch einer erzählt, das Haarspray wär dran schuld, wegen dem Ozon und so, dann kriegt ers Vollpackung aufs Maul. Als würd grad ein Mensch Haarspray benutzen. Das schwitzt sich doch eh wieder raus.